Venite, exsultemus — Ps. XCIV. (95)

Der greise Moses, von Familienmitgliedern bdgleitet, erreicht zu Pferde die Grenze des gelobten Landes. Hinter ihm der ganze Zug mit Herden, Lastitieren und Gepäck. Voran vier nackte Knaben - sind es himmlische Genien oder menschliche Garanten der ZUkunft?

„Sie sollen nicht kommen in das Land meiner Ruhe“. (94; 11)

Auch dieser Psalm ordnet sich inhaltlich bruchlos in die mit #92 begonnene Reihe ein. Der erste Abschnitt (1 – 7) enthält ein großes Gotteslob, das den Hauptgedanken von Psalm 92 aufgreift: Der Herr ist der allmächtige Schöpfer des Himmels, der Erde und ihrer Bewohner – er (allein) ist allen Lobes würdig. Genau besehen besteht dieser erste Abschnitt wiederum aus zwei Teilen, wobei der erste Gott als Schöpfer und Herrscher preist und der zweite seine besondere Rolle als Herr und Hirte des auserwähltes Volkes ins Auge fasst. Die beiden Teile beginnen jeweils mit einem allgemeinen Aufruf zum Gotteslob, dem dann eine besondere Begründung folgt: Zum ersten: Der Herr ist ein großer Gott, König aller Himmelswesen. Zum zweiten: Denn Er ist unser Gott, und wir sind Sein Volk. Dieser Aufbau kann zu der Vermutung führen, daß Psalm 94 oder zumindest dessen erster Teil eine liturgische Funktion hatte und antiphonal vorgetragen wurde – das klingt einleuchtend, aber eine historische Bestätigung dafür gibt es nicht.

Im übrigen sind die beiden Aufrufe zum Gotteslob bemerkenswert unsymmetrisch aufgebaut. Während im ersten Teil dem „Lasset uns beten – denn“ eine Vertiefung des Gedankens an Gott als den allmächtigen Herrscher folgt, gibt es an dieser Stelle im zweiten Teil einen Bruch, und es beginnt ein ganz neuer Abschnitt mit einem neuen Gedanken: Eine Mahnrede an das Gottesvolk. Nach der hebräischen Version erfolgt dieser Bruch mitten in Vers 7, die Septuaginta und die ihr folgenden Fassungen läß Vers 7 an der Bruchstelle enden und beginnt Vers 8 mit dem Einsatz der Mahnrede. Solche Differenzen in der Verszählung kommen des öfteren vor und haben meistens keine inhaltlichen Auswirkungen. Da wir den gesprochenen Wortlaut der hebräischen Fassung und ein möglicherweise vorhandenes Versmaß nicht kennen, wissen wir einfach nicht, wie manche schwer erklärbar scheinenden Verseinteilungen oder deren Unterschiedee in verschiedenen Versionen zustande gekommen sind und sind gut beraten, diese Einteilung als ein eher äußerliches Hilfsmittel zu betrachten, das es den Schriftgelehrten erleichterte, sich in den Texten zurechtzufinden.

Wie dem auch sei: Die Mahnrede beginnt mit einem Aufruf, „heute“ auf die Stimme des Herrn und Hirten zu hören. Anscheinend redet da zunächst ein Priester oder Vorbeter, der von Gott in der dritten Person spricht. Spätestens in Vers 9 wird daraus dann jedoch eine Gottesrede, in der der Herr selbst zu Seinem Volk spricht und an dessen Unglauben beim Zug durch die Wüste erinert. Obwohl sie doch gerade unter vielen Wundertaten des Herrn aus der ägyptischen Knechtschaft befreit worden waren, befürchteten viele, nun in der Wüste den Tod zu finden. Die Ortsnamen Meriba und Massa (Hader und Streit) bezeichnen den Ort am (unterschiedlich lokalisierten) Berge Horeb, an dem das Volk wegen Wassermangels gegen Moses murrte – bis dieser auf Geheiß des Herrn mit dem Stab gegen den Felsen schlug und eine Quelle hervorsprudeln ließ. Zur Strafe für seinen Unglauben schwor der Herr „in seinem Zorn“, daß das Volk vor dem Eintritt in das gelobte Land 40 Jahre lang durch die Wüste irren müsse– also länger als eine Generation: Keiner von denen, die an der „Meuterei“ teilgenommen hatten, sollte das ersehnte Ziel erreichen.

Der Psalm endet einigermaßen abrupt mit dem göttlichen Selbstzitat dieses Schwures – keine Erwähnung der späteren Einlösung, keine Dankesformel, Schnitt, Ende. Damit erhält der ganze Psalm von seinem Abschluß her eine bedrohliche Wendung. Was als Loblied auf den Herrn wegen seiner gewaltigen Schöpfung und des besonderen Verhältnisses zu Seinem Volk begann, wird mit dem offenen Schluß zu einer Mahnpredigt, zu einem ernsten Aufruf zur Umkehr, der daran erinnert, welche schlimmen Folgen es haben kann, an den Weisungen Jahwehs auch nur zu zweifeln. Die frühen christlichen Erklärer sehen in diesen 40 Jahren einen Hinweis auf die Lebenszeit der Menschen generell, in der sie durch ihr Handeln mit oder entgegen den Geboten Gottes darüber entscheiden, ob der Herr sie nach dem Durchqueren des irdischen Jammertals einlädt zum „Ort Seiner Ruhe“, dem himmlischen Jerusalem. Und von diesem Schluß her kann auch der heutige christliche Beter diesen Psalm vom ersten bis zur letzten Vers zu seinem Gebet machen.

Wie dem auch sei: Die Mahnrede beginnt mit einem Aufruf, „heute“ auf die Stimme des Herrn und Hirten zu hören. Anscheinend redet da zunächst ein Priester oder Vorbeter, der von Gott in der dritten Person spricht. Spätestens in Vers 9 wird daraus dann jedoch eine Gottesrede, in der der Herr selbst zu Seinem Volk spricht und an dessen Unglauben beim Zug durch die Wüste erinert. Obwohl sie doch gerade unter vielen Wundertaten des Herrn aus der ägyptischen Knechtschaft befreit worden waren, befürchteten viele, nun in der Wüste den Tod zu finden. Die Ortsnamen Meriba und Massa (Hader und Streit) bezeichnen den Ort am (unterschiedlich lokalisierten) Berge Horeb, an dem das Volk wegen Wassermangels gegen Moses murrte – bis dieser auf Geheiß des Herrn mit dem Stab gegen den Felsen schlug und eine Quelle hervorsprudeln ließ. Zur Strafe für seinen Unglauben schwor der Herr „in seinem Zorn“, daß das Volk vor dem Eintritt in das gelobte Land 40 Jahre lang durch die Wüste irren müsse– also länger als eine Generation: Keiner von denen, die an der „Meuterei“ teilgenommen hatten, sollte das ersehnte Ziel erreichen.

Der Psalm endet einigermaßen abrupt mit dem göttlichen Selbstzitat dieses Schwures – keine Erwähnung der späteren Einlösung, keine Dankesformel, Schnitt, Ende. Damit erhält der ganze Psalm von seinem Abschluß her eine bedrohliche Wendung. Was als Loblied auf den Herrn wegen seiner gewaltigen Schöpfung und des besonderen Verhältnisses zu Seinem Volk begann, wird mit dem offenen Schluß zu einer Mahnpredigt, zu einem ernsten Aufruf zur Umkehr, der daran erinnert, welche schlimmen Folgen es haben kann, an den Weisungen Jahwehs auch nur zu zweifeln. Die frühen christlichen Erklärer sehen in diesen 40 Jahren einen Hinweis auf die Lebenszeit der Menschen generell, in der sie durch ihr Handeln mit oder entgegen den Geboten Gottes darüber entscheiden, ob der Herr sie nach dem Durchqueren des irdischen Jammertals einlädt zum „Ort Seiner Ruhe“, dem himmlischen Jerusalem. Und von diesem Schluß her kann auch der heutige christliche Beter diesen Psalm vom ersten bis zur letzten Vers zu seinem Gebet machen.

Letzte Bearbeitung: 16. April 2024

*

zurück weiter