In exitu Israel — Ps. CXIII. (114/115)

Je nach Überlieferungstradition beginnt dieser Psalm also mit oder ohne Hallelujah, und das ist bei weitem nicht der einzige Unterschied in den Traditionen. Im Hebräischen hat der Psalm gerade einmal 8 Verse – nach der Septuaginta/Vulgata hat er noch 18 weitere, die mit dem Vers: Non nobis, Domine, non Nobis beginnen. Diese sind der hebräischen Tradition jedoch nicht verloren gegangen, sondern werden dort als eigener Psalm unter der Nummer 115 geführt. Wie solche „Traditionsbrüche“ zustandekommen, muß uns nicht wirklich interessieren. Jerusalem und Alexandria lagen eine ganze Kulturwelt weit voneinander entfernt – da ist es eher verwunderlich, daß die beiden Überllieferungsstränge des Psalmenbuches im großen Ganzen doch recht nahe beeinander blieben. Da die stilistischen und inhaltlichen Unterschiede zwischen 113a und 113b, wie sie gelegentlich gezählt werden, doch recht groß sind, sollen die beiden Teile hier entsprechend der hebräischen Einteilung als zwei Psalmen betrachtet werden.

Der so nur noch aus acht Versen bestehende Psalm 113 ist ein kurzes Lied des Preises und des Staunens über die Schenkung des gelobten Landes. Die Tatsache dieser Schenkung wird in den beiden ersten Versen kurz und knapp mitgeteilt. Dem folgen vier weitere Verse, die das Staunen der Natur, ja der ganzen Welt über dieses wunderbare Geschenk zum Ausdruck bringen, und dann zwei abschließende Verse, die diese Verwunderung bekräftigen und begründen: Der Herr selbst hat hier in die Weltgeschichte eingegriffen und etwas bewirkt, was keine Menschenkraft hätte bewirken können.

Der letzte Vers erwähnt dann eine weitere Großtat des Gottes Jakobs, der beim Zug durch die Wüste aus Felsen und Gestein Wasser fließen ließ – und schlägt so die Brücke zurück zum ersten Vers: Als Israel auszog aus Ägypten. So ergibt das eine runde Sache von geradezu volkslied- oder sollte man eher sagen: kirchenliedhafter Schlichtheit; das kann so für sich stehen.

Letzte Bearbeitung: 18. April 2024

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