Levavi oculos — Ps. CXX. (121)

Jakob kniet vor seinem alten Vater Isaak und empfänght (unberechtigterweise) dessen Segen

„Der Herr behüte Dich von nun an bis in Ewigkeit .“ (120; 8)

Auch dieser Psalm besteht aus zwei Abschnitten, allerdings deutlich unterschiedlicher Länge. Der erste Teil (1, 2) erscheint als ein kurzes Gebet, genauer gesagt, als eine Segensbitte, die der Wallfahre vor Beginn seiner Wanderschaft aus­spricht. Er blickt von seinem Alltag „auf zu den Bergen“, vielleicht wörtlich so gemeint, vielleicht auch nur metaphorisch in der Vorausschau auf die Berge, die Jerusalem umgeben. Und er gibt seiner Gewißheit Ausdruck, daß er – auch in der Fremde, auch bei einer gefahrvollen Reise – auf die Hilfe des Allmächtigen vertrauen kann. Die Kirche hat diesen 2. Vers überaus passend mit leichten Umformulierungen als Versikel in eine Reihe ihrer Gebete aufgenommen: „Adjutorium nostrum in nomine Domini, qui fecit cælum et terram. – Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat.“

Auch dieser Psalm besteht aus zwei Abschnitten, allerdings deutlich unterschiedlicher Länge. Der erste Teil (1, 2) erscheint als ein kurzes Gebet, genauer gesagt, als eine Segensbitte, die der Wallfahre vor Beginn seiner Wanderschaft ausspricht. Er blickt von seinem Alltag „auf zu den Bergen“, vielleicht wörtlich so gemeint, vielleicht auch nur metaphorisch in der Vorausschau auf die Berge, die Jerusalem umgeben. Und er gibt seiner Gewißheit Ausdruck, daß er – auch in der Fremde, auch bei einer gefahrvollen Reise – auf die Hilfe des Allmächtigen vertrauen kann. Die Kirche hat diesen 2. Vers überaus passend mit leichten Umformulierungen als Versikel in eine Reihe ihrer Gebete aufgenommen: „Adjutorium nostrum in nomine Domini, qui fecit cælum et terram. – Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat.“

Wenn diese beiden ersten Verse als Segensbitte zu verstehen sind, kann man die 6 Verse des zweiten Teils wohl als Wortlaut des Segens auffassen, der dem Bittenden anschlie­ßend erteilt wird. Das ist ein Segensspruch von so zeitloser Schönheit und ergreifender Schlichtheit, daß man sich nur wünschen kann, er würde von modernen und so überaus reiselustigen Christen in größerem Umfang wiederentdeckt.

Wer hätte einen solchen Segen sprechen können? In der weiteren Diaspora gab es ja noch nicht einmal Leviten, von denen aber u. W. nicht bekannt ist, daß sie solche Seg­nun­gen erteilt hätten: Ihr Amt war die in monatlichen Schichten erfolgende Unter­stützung für den Tempeldienst.

Die Erteilung eines Segens war Aufgabe und Vorrecht des Familien- oder Sippenältesten – in der Diaspora konnte das auch der Vater einer „Kleinfamilie“ sein, obwohl auch die im ersten vorchristlichen Jahrtausend größer gewesen sein dürfte als nach heutigen Begrif­fen. Und so kann man sich die Szene denn wohl am besten vor­stel­len: Der älteste Sohn des Patriarchen mit vielleicht einem oder zwei seiner jüngeren Brüder (nicht alle, denn irgend wer mußte ja die Arbeit tun, die Tiere hüten und die Diebe fernhalten) und wohl auch deren Frauen, dazu ein paar ältere Kinder, knien vor dem Alten, der selbst zur Reise nicht mehr die Kraft hat, und empfangen seinen Segen: Der Herr behüte Euch, wenn ihr geht und wenn ihr wieder kommt, von jetzt und bis in Ewigkeit – Amen.

Letzte Bearbeitung: 04. September 2024

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