Laetatus sum — Ps. CXXI. (122)

Im Vordergrund der Engel des Herrn, der dem Seher Johannes das in einem geschützten Tal liegende himmlsiche Jerusalem mit seinen 12 Tortürmen zeigt. Die Stadt hat keinen Tempel, auf einem Hügel oder kleinen Berg im Zentrum steht das Lamm mit dem Kreuzeszeichen.

„Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt“ (121; 3)

Wenn Psalm 120 dem Aufbruch der Pilger im Heimatort zugehört, so kann man Nr. 121 vielleicht der Ankunft in Jerusalem zuordnen. Vielleicht – denn mehr als „Zuordnungen“ sind unsere Aussagen hier nicht, eine dahingehende Überlieferung ist soweit wir wissen nicht erhalten.

Auch dieser kurze Psalm besteht aus mindestens zwei Teilen, deren letzter wie beim Vorangehenden einen Segensspruch wieder zu geben scheint.

Die beiden ersten Verse rekapitulieren noch einmal den emotionalen Sturm der Wallfahrt von der ersten Ankündigung zuhause bis zur Ankunft vor den Toren der Stadt. Die Verse 3 – 5 fassen dann all das zusammen, was Jerusalem für die frommen Israeliten bedeutet: Sie ist der „fest gefügte“ Zentralpunkt ihres geistigen Lebens und all ihrer Erwartungen, der von Gott gebotene Ort ihres Gottesdienstes und in eschatologischer Perspektive der Ort, an dem der Herr seine Herrschaft über die Welt begründen und ausüben wird – unter Beteiligung seiner Treuen aus dem auserwählten Volk. Diese eschatologische Perspektive bleibt, wie immer, wenn sie in den Psalmen aufscheint, eher unbestimmt, und sie ist auch hier wieder stark mit allzu irdischen Elementen durchmischt, wenn von den „Thronen des Hauses David“ die Rede ist.

Diese Unbestimmtheit und Durchmischung bleibt noch lange bis in die Zeit Christi (und darüberhinaus!) erhalten, wie man an der Frage der Jünger an Jesus erkennen kann: „Wer ist der Größte im Himmelreich“ (Matthäus 18, 1ff). Sie findet hier keine Antwort, ja, sie wird hier noch nicht einmal gestellt. Das „himmliche Jerusalem“ und das Paradies der Gottesherrschaft des Messias erscheint im Wesentlichen als eine „geheiligte“ Replik des Irdischen Lebens, nur „die Sünder sollen von der Erde verschwinden / und es sollen keine Frevler mehr da sein.“ (Psalm 103, 35)

Und deshalb verdient auch das irdische Jerusalem wie es jetzt ist allen Segen, den der Pilger in den Versen 6 – 9 auf die Stadt herabfleht, als den Ort, der gleichzeitig und in Einem die Stadt seines Volkes und die Wohnstatt seines Gottes ist.

Letzte Bearbeitung: 19. April 2024

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