In convertendo — Ps. CXXV. (126)

Wie in einem Triumpfzug kehren die befreiten Juden - wenige Alte, viele Junge - in die Heimat zurück.

„Als der Herr uns aus der Knechtschaft befreite, da war unser Mund voller Jubel“. (125, 1, 2)

Mit Psalm 125 kehren die Stufenpsalmen wieder zum volksliedhaft einfachen Ausdruck weniger komplizierter Gebete zurück.

Der Psalm besteht aus zwei jeweils dreizeiligen Strophen. Die erste erinnert die Beter an die große Gnade der Rückführung aus dem Exil, den Juden zur Freude und den Heidenvölkern zum Staunen. Doch wie so oft in seiner wechselvollen Geschichte fiel das Volk in seinem Wankelmut schon bald wieder in seine früheren Sünden zurück und wurde erneut gezüchtigt – ein wei­teres Mal Grund, sich Gott wieder zuzuwenden und um Aufhebung der (nie als unverdient emp­fundenen) Strafe anzuflehen. Diese Bitte ist der Inhalt der zweiten Strophe, die den vorhergehenden erneuten „Sündenfall“ als so selbstverständlich voraussetzt, daß er keiner ausdrücklichen Erwähnung bedarf.

Die poetischen Bilder dieses zweiten Verses sind einerseits auch dem heutigen Leser und Beter unmittelbar eingängig, entziehen sich jedoch einer eingehenden Bestrimmung eines theologischen Inhalts. Aber vielleicht ist auch schon die Suche nach einem solchen Inhalt unangebracht: Die Verse rufen eine Stimmung hervor, die einerseits von dem Bewußtsein der Wechselhaftigkeit der menschlichen Existenz zeugt, und andererseits das Vertrauen zum Ausdruck bringt, daß der Herr die Macht hat – und wenn man an die in jeder Regenzeit wieder gefüllten Bäche des Südlandes denkt, auch die regelmäßige Gewohnheit – das Geschick der Seinen wieder zum Guten zu wenden. Man muß es immer wieder betonen: Diese Wallfahrtslieder sind einfache Lieder des einfachen Volkes und keine Lehrgedichte oder theologischen Traktate, wie das auf einige andere Psalmen durchaus zutrifft.

Letzte Bearbeitung: 19. April 2024

*

zurück weiter