Beati omnes — Ps. CXXVII. (128)

Links im Bild als beherrschende Figur der Familienvater oder ein Schriftlehrer, vor ihm auf dem Boden sitzend Frauen mit ihren Kindern. Auch ein Mann mit seinem Sohn tritt hinzu.

„Wie junge Ölbäume sind die Kinder rings um Deinen Tisch“. (127;3)

Psalm 127 bringt in sehr elementaren Bildern die Vorstellung eines Frommen von einem gottgesegneten Leben zum Ausdruck. Insoweit schließt er inhaltlich nahtlos an den Vorgänger an. Bemerkenswert ist die Klammer, die der erste und der vierte Vers um diese Vorstellung von einem gesegneten Leben legen. Diese Klammer beschreibt die unhintergehbare Bedingungen für das „gute Leben“ : Die Furcht des Herrn und Befolgung Seines Gesetzes. Auch darin also die Aufnahme der Hauptaussage von Psalm 126: An Gottes Segen ist alles gelegen.

Das gute Leben selbst wird in wenigen Strichen von nachgerade archaischer Schlichtheit skizziert: Der Fromme kann die Früchte seiner Arbeit genießen, ohne Unterdrücker oder feindliche Eroberer fürchten zu müssen Seine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock, und die Schar seiner Kinder wird satt von dem, was auf dem Tisch steht. Diese Vorstellung deutet ebenso wie beim vorangehenden Psalm auf ein sehr hohes Alter dieser Verse, das möglicherweise noch in die Zeit vor dem ersten Tempel zurückverweist.

Der genannten Klammer der Verse eins und vier schließen sich dann noch zwei weitere Verse in einer anderen Tonart an. Dem lehrhaften Vortrag folgt ein Segensspruch für denjenigen, der die vorgetragene Lehre befolgt, und dieser Segen enthält wohl das größte Versprechen, das einem Bewohner Israels in der Zeit des Übergangs von der Bronze- zur Eisenzeit überhaupt gemacht werden konnte: Du wirst die Kinder Deiner Kinder sehen!

Beide Teile zusammen ergeben die denkbare Vorlage oder Kurzfassung einer kleinen Liturgie, die die Wallfahrer späterer Zeit in den Tagen ihres Aufenthaltes in Jerusalem und bei ihren Gebeten im Tempel feierten. Die abschließende Formel „Friede über Israel“ bringt an dieser Stelle die enge Verbindung zum Ausdruck, die die frommen Juden zwischen dem Wohlverhalten und Wohlergehen des Einzelnen und des ganzen Volkes sahen. Und sie mag insbesondere auch aus christlicher Sicht als eine Vorahnung des Heils erscheinen, das letztlich erst der Messias bringen werde und gebracht hat.

Noch einmal zurück zur Vorstellung vom bescheidenen Auskommen als Lohn für das gottesfürchtige Leben. Dieser Lohn wird dann noch einmal in den letzten Versen von Psalm 143 beschrieben und versprochen – aber möglicherweise auf einer etwas fortgeschritteneren und anspruchsvolleren Zivilisationsstufe. Dabei begnügen sich die dort gebrauchten Bilder nicht damit, ein „es ist genug für den Lebensunterhalt“ zu beschreiben, sondern evozieren die Vorstellung von Wohlstand, ja sogar Überfluß.

Letzte Bearbeitung: 19. April 2024

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