Ecce nunc — Ps. CXXXIII. (134)

„Es segne Euch der Herr vom Zion her, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (133;3)
Mit dem ebenfalls sehr kurzen Psalm 133 findet die Reihe der Wallfahrtslieder ihren Abschluß. Die „Knechte des Herrn“, die hier zu einem nächtlichen Gebet im Tempel aufgefordert werden, sind nicht näher bestimmt. Vielleicht sind damit die Tempelpriester gemeint – obwohl nicht ganz klar ist, warum diese, deren Dienst doch nach einer strengen Ordnung geregelt war, einer derartigen Aufforderung bedurften. Vielleicht richtet sich die Aufforderung eher an die Wallfahrer selbst, die sich noch vor Sonnenaufgang zu einem nächtlichen Gottesdienst in den Tempel begeben haben.
Blickt man zurück auf die ersten Wallfahrtspsalmen, die erkennbar eine Aufbruchssituation beschreiben, liegt die Deutung nahe, Psalm 133 als ein Lied des Abschieds vom Tempel und des Aufbruchs zur Rückreise zu verstehen: Noch ein Mal versammeln sich die Reisebereiten im Tempel und bitten um den Segen den Allmächtigen für den letzten Abschnitt ihrer Wallfahrt. Und so endet dann die Reihe der Wallfahrtslieder mit der gleichen Anrufung des „Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“, mit der sie in Psalm 120 begonnen hat.
Letzte Bearbeitung: 20. April 2024
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